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Die KG
Ursprung und Entstehungsgeschichte der KG Äzebälleg
Der Überlieferung nach hat der Glehner Straßenkarneval seinen Ursprung in den Nachkriegsjahren des 1. Weltkriegs. Im Jahr 1925 zogen erstmalig Kinder singend von Haus zu Haus. Und 1927 tanzte ein von Musikern, die mit Ziehharmonika, Deckeln alter Kessel und Teufelsgeige ausgerüstet waren, begleiteter Äzebär durch unser schönes Eifeldorf. Singend und feiernd zog die Menge durch die Glehner Straßen sowie durch Nachbardörfer hinter dem Azebär her. An einem der jecken Tage wurde ein Tanzabend in Kostümen abgehalten. Zum Tanz spielte die Kapelle Martin Bauer mit Arnold Becker (Vater von Becker Dreschen) am Klavier. So wurde der Fastelovend in den kommenden Jahren regelmäßig gefeiert.
Ab 1937 verlor der Karneval auch in Glehn zunehmend an Bedeutung. Der bevorstehende Krieg und die damit verbundenen Einschränkungen, Sorgen und Ängste ließen den Karneval hinter das damalige Zeitgeschehen in den Hintergrund treten. Mit dem Beginn des 2. Weltkriegs im Jahr 1939 endete in Glehn der Fastnachtsbrauch vollständig.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs, Fastnacht 1946, entschlossen sich vier Glehner, den Fastnachtsbrauch wieder zum Leben zu erwecken. Die Idee hatte Franz Müllem, genannt Onkel Franz, der nach dem Krieg den Mühlenbetrieb seiner Nichte Elsbeth Weiler geb. Falter weiterführte. Deren Ehemann Christian Weiler war im Krieg gefallen. Elsbeth und Christian Weiler waren übrigens die Eltern von Dieter Weiler, dem langjährigen 1. Vorsitzenden der KG. Onkel Franz begeisterete seine Neffen Karl-Heinz und Herribert Falter sowie deren Freund Rudi Bröders für sein Vorhaben, den Fastelovend in Glehn wieder aufleben zu lassen. Mit selbstgebranntem Schnaps, der in alte Feldflaschen abgefüllt wurde, zogen sie am Karneval durch das Dorf von Haus zu Haus. Die Begeisterung vieler Glehner war so groß, dass man sich anschließend in der Wirtschaft „Lennartz“ traf um dort weiter zu feiern. Die Inhaber der Wirtschaft „Lennartz“, die heutige Gaststätte „Zur alten Post“, waren Ludwig und Luzi Lennartz, Eltern von Elisabeth Heid, der Frau von dem Gründungsmitglied der KG Josef Heid. So könnte man die Fastnacht 1946 als eigentliche Geburtsstunde der heutigen Karnevalsgesellschaft „KG Azebälleg„ betrachten.
In den darauffolgenden Jahren schlossen sich den vier Urprungskarnevalisten immer mehr Karnevalsfreunde an. Getanzt wurde im Saal „Lennartz“ mit Akkordeonmusik. In späteren Jahren spielte der Musikverein „Waldlust Glehn“zum Tanz auf. Unter der Leitung von Brandmeister Heinrich Kratz (Vater von Paul-Heinz und Rainer) stellte die Freiwillige Feuerwehr Glehn Anfang der 50er Jahre die Funkengarde mit Mariechen. Dazu wurden die Kostüme mit viel Eifer selbst hergestellt. Das Standquartier der Funkengarde war bei Trautchen und Anna Grahn.
Im Jahr 1953 hatten einige Glehner die Idee, eine Karnevalsgesellschaft zu gründen. Dieser Vorschlag fand begeisternde Zustimmung und so wurde am 27. September 1953 die Karnevalsgesellschaft aus der Taufe gehoben.
Der erste Vorstand setzte sich folgendermaßen zusammen:
1. Vorsitzender Jakob Eichen
2. Vorsitzender Paul Züll
Kassenverwalter Johann Züll
Schriftführer Rudi Bröders (Opa von Christian Blum)
Spielleiter Reiner Pohl
Die anderen Gründungsmitglieder waren:
Heinrich Kirch
Josef Blum
Wilhelm Macherey
Franz Wellershausen
Wilhelm Brenig
Franz Leisten
Reiner Kratz
Josef Schmitz 22
Johann Leisten
Peter Engels
Wilhelm Braun
Franz Züll
Johann Wellershausen
Theo Linden
Hubert Bröders
Josef Heid
Adolf Vitt
Werner Vitt
Hermann Bartsch
Hubert Wellershausen
Paul Heinz Kratz
Peter Leisten
Peter Schmitz
Gottfried Schmitz
Die Suche nach einem geeigneten Namen für den neuen Verein war dann eine der ersten Herausforderungen. Da Glehn zu seiner Zeit Hauptanbaugebiet für Erbsen war, entschied man sich nach langem Hin und Her für „Äzebälleg“.
Am 28. Februar 1954 begann die Ära des Glehner Sitzungskarnevals. Der Vorstand der neu gegründeten Karnevalsgesellschaft hielt die erste große Karnevalssitzung mit Sitzungspräsident, Elferrat, Funkenmariechen und Herold ab. Hubert Wellershausen und Hubert Bröders fertigten dafür eigens eine „Bütt“ an. Eigene Kräfte standen damals im Mittelpunkt der Sitzung. Vorgetragen wurden teils selbst entworfene Büttenreden und Liedervorträge, die sich auf lustige Ereignisse im Dorf bezogen. Auch der damalige Pastor Paulus erheiterte die Zuhörer mit netten Beiträgen, sowie Paul Züll, der mit seinem Leichtmotorrad durch die nähere Umgebung fuhr und Material für die Karnevalssitzung zusammen trug. Die zur Verleihung benötigten Orden wurde aus Sperrholz geschnitzt und bunt bemalt. Nach Ende der Sitzung feierte man noch einige Stunden in gemütlicher Runde.
Anfang der 1960er Jahre rückten die Aktivitäten der Karnevalsgesellschaft leider in den Hintergrund. Durch die rasende Verbreitung des Fernsehens und die Zunahme von Fernsehübertragungen fanden Karnevalssitzungen nicht mehr statt. Die Tanzveranstaltungen sowie die Rosenmontagszüge wurden jedoch in althergebrachter Art und Weise fortgeführt. Die tollen Tage begannen mit der Proklamation am Weiberdonnerstag, bei der Theo Linden und Josef Blum (Opa von Christian Blum) hoch zu Ross durch das Dorf ritten und die Fastnachtsregeln verkündeten.
In den 1980er Jahren wurde das Interesse an Karnevalssitzungen wieder geweckt. Nach 15-jähriger Ruhephase eröffnete der damalige Vorsitzende Dieter Weiler am 11. Februar 1984 wieder eine Karnevalssitzung der KG Äzebälleg in Glehn. Dazu wurde extra ein neues Heroldskostüm angefertigt. Während früher die Glehner Pastore ihren Schäfchen vor der Karnevalszeit zur Sittlichkeit ermahnten und Moralpredigten hielten, feierte Pastor Otto Böhm lieber mit und wurde zum Ehrenpräsident auf Lebenszeit ernannt.
Im Jahr 1985 wurde eine neue „Bütt“ angeschafft. Sie wurde von Andreas Hausmann mit 13 Pfund Erbsen beklebt und vom Gründungsmitglied Rainer Kratz in stundenlanger Arbeit bemalt. Dieser Vorgang wiederholte sich dann jährlich, da die „Bütt“ an ihrem Lagerort -auf dem Saal unter der Bühne- im Winter ein hervorragender Nahrungslieferant für Mäuse war.
1988 feierte die KG ihr 35 jähriges Bestehen. Ein Geschenk besonderer Art erhielt die KG von Katharina Wellershausen, die im stolzen Alter von 82 Jahren zum Jubiläum eine Rede über eine Maiandacht hielt, bei der ihr die vorher gegessenen dicken Bohnen zu schaffen machten.
Aufgrund starker Orkanboen musste der Rosenmontagszug im Jahr 1990 verschoben werden. Er wurde am darauffolgenden Samstag mit mäßigem Erfolg bei gedrückter Stimmung nachgeholt. Die Golfkrise im Jahr 1991 bewegte die KG dazu, den Rosenmontagszug ausfallen zu lassen. Die gekauften Kamelle wurden dann auf dem Saal an die Kinder verteilt.
In den 1980er-1990er Jahren schaffte es die KG um den Vorstandsvorsitzenden Dieter Weiler das ganze Dorf für den Karneval zu begeistern. Der Saal war zu den Karnevalssitzungen stets proppevoll und das Dorf gestaltete die Sitzung aktiv mit. Die Showtanzgruppe Esvanells um Trainerin Elke Ackermann begeisterte jahrelang mit artistischen und zirkusreifen Auftritten und ihren Showtänzen die Sääle der Eifel, die Sunshine-Girls feierten tolle Erfolge mit herausstechenden Choreographien und unsere Hosteler Karnevalsfreunde brachten mit ihren blau-gelben Funkemariechen um Trainerin Elsbeth Greuel Schmackes auf die Bühne. Die DJK Glehn-Hostel lieferte spektakuläre Auftritte. In der Bütt standen über Jahre Konny Claßen und Franz Vitt, der sogar als Engel fliegend über der Menge glänzte. Monika Engels und Alexandra Mathia erzählten aus der „Rottekess“, Markus und Manuel Vitt glänzten mit Tobias Heid im Tri-Gespräch. Es gab viele Solokünstkler wie Günther Döhn und Maria Beul, die beide bis im hohen Alter die Bühne nicht scheuten. Man hatte das Gefühl, das die Karnevalssitzung von Glehnern für Glehner gemacht wurde und keiner war böse wenn er mal mit einer lustigen Geschichte im Fokus stand. Es gab wirklich viele spektakuläre Auftritte, selbst das Euskirchener Original „Karre-Willi“ stand in der Gaststätte Baumann auf der Bühne.
In den 1980er Jahren war die aktive Beteiligung des Dorfs am Rosenmontagszug im Vergleich zu heute riesig. Jeder, der was auf sich hielt, nahm aktiv am Zug teil. 1980 baute eine Gruppe halbstarker 16-jähriger um Paul Bartsch und Guido Kühl bereits einen eigenen Wagen, Hans Willi Floss nahm mit den abenteuerlichsten selbstgebauten Vehikel regelmäßig alleine am Zug teil. Ein paar Jahre älter war eine Gruppe um Franz Josef Blum, Hubert Wellershausen und Winfried Schmelzer mit einem eigenen großen Wagen. Der Zug begann damals in Hostel, beim Aufstellen waren sechs große Wagen aus Glehn am Start ohne die Fußgruppen und den Musikverein Glehn und das Hosteler Tambourcorps. Das waren einfach goldene Jahre im Dorf, es gab viele Jugendliche, die alle mitmachten. Die Erwachsenen standen voll im Saft, das Dorf feierte 1983 eine ganze Woche die 800-Jahr Feier, das Waldfest war über die Kreisgrenze hinaus bekannt und die DJK spielte 1. Kreisklasse.
Zu dieser Zeit wurde in Glehn kräftig gefeiert. Neben der Sitzung gab es einen stets gut besuchten Preismaskenball am Karnevalssamstag, den Zugausklang am Rosenmontag in der Kneipe und das Flaschenleeren am Karnevalsdienstag. Seinen Höhepunkt fand diese Ära zum 40-jährigen Bestehen der KG. In der Session 1994/95 stellten Hartmut Vitten als Bauer, Karl-Heinz Seeliger als Prinz und Karl-Hubert Esser als Jungfrau das erste und bisher einzige Dreigestirn der KG. Dieter Weiler übergab 1994 das Amt als 1. Vorsitzender an Günther Döhn. Auch wenn er gesundheitlich nicht mehr so konnte wie er wollte, war er bis zu seinem Tod ein Vollblut-Karnevalist, der eine tolle Truppe hinter sich versammelt hatte. Es waren alles Macher die keinen Aufwand scheuten und bei dem was sie taten mächtig Spaß hatten. Aus heutiger Sicht kann man mit ein bisschen Neid, Wehmut und viel Freude an diese Zeit zurück denken. Diese aktive Truppe wurde nach und nach jedoch aus gesundheitlichen und altersbedingten Umständen immer kleiner, so dass im Jahr 1998 mit der Wahl von Erwin Neu zum 1. Vorsitzenden ein erster Generationswechsel vollzogen wurde.
Im Jahr 1997 fanden die Karnevalsveranstaltungen aufgrund der geschlossenen Gaststätte im Musikhaus Glehn statt. Ab 1998 konnten die Karnevalssitzungen wieder in der Gaststätte durchgeführt werden.
Noch deutlicher wurde der Generationswechsel im Jahr 2003 mit der Wahl von Hartmut Vitten zum 1. Vorsitzenden. Der Generationswechsel betraf jedoch nicht nur die KG, sondern auch die Bevölkerung. Die Digitalisierung nahm Einzug in die Haushalte und vor allem in die Köpfe der Bevölkerung. Das Interesse an den Veranstaltungen lies erschreckend nach, Karneval war out. Besonders schwierig war das fehlende Interesse der Bevölkerung an der Mitgestaltung der Karnevalssitzung. Hartmut ließ sich nicht beirren und schaffte es über Jahre, bekannte Karnevalsgrößen auf die Glehner Bretter zu stellen, ohne dass die Eintrittspreise explodierten. Die endgültige Schließung der Gaststätte in Glehn hat die Vereinstätigkeit nicht leichter gemacht.
Hartmut Vitten hat die KG 16 Jahre lang erfolgreich durch eine schwierige Zeit geführt. Hartmut und seine Ehefrau Ruth haben mit einem wahnsinnigen persönlichen Engagement den Verein am Leben erhalten. Dafür sind wir beiden heute sehr dankbar. Wir wünschen den beiden für die Zukunft alles Gute.
Der jetzige Vorstand um den 1. Vorsitzenden Oliver Züll wurde durch die fehlende Peripherie vor gänzlich neue Aufgaben gestellt. Ziel ist es, die gelebte Tradition des Karnevals in Glehn aufrecht zu erhalten und das Dorf mitzunehmen, egal wie und wo. Aber das Dorf muss es auch wollen. Die Probleme sind im Vergleich zu den 80ern wahrscheinlich nicht größer geworden, nur anders. In der 80ern war es Tschernobyl, heute der Klimawandel – vor allem in der Gesellschaft. Raucher sind heute Umweltverpester, früher waren die Nichtraucher die Lullis. Die Gesellschaft möchte anscheinend keine Kneipen mehr, vielleicht müssen unsere Kindeskinder unsere gelebten Traditionen und Bräuche später googlen. Die Vereine heißen dann DJK- Instagramm, Whats/App- Waldlust und KG- Facebook. Genug Schwarzmalerei, wir wollen es soweit nicht kommen lassen und tun alles dafür. Die Gedanken sind aber da…war früher doch alles besser?
Die Situation ist zurzeit für alle Vereine im Dorf schwierig, daher sollten die Vereine zusammenhalten und die Mitglieder mit ihrer Begeisterung andere anstecken. Für die Vereine kann die Zurückhaltung der Dorfbewohner beim Besuchen der Veranstaltungen jedoch schnell frustrierend wirken. Wir als Vorstand waren bei unserer Geburtstagsfeier in Hostel schockiert über den fehlenden Rückhalt aus dem Dorf. Das war für uns echt ein Schlag ins Gesicht. Aber, die die da waren hatten Spaß.
Der Vorstand der KG Äzebälleg ist sich jedoch einig: Wir haben Spaß an dem was wir tun und wenn die Begeisterung auf die Glehner Bevölkerung übertragbar ist, dann könnte der 77. Geburtstag wieder gefeiert werden. Wir für euch, ihr für uns!
Schlussendlich möchte ich -die KG Äzebälleg Glehn 1953 e.V.- mich bei euch allen, den Gründungsmitgliedern, den Mitgliedern, den Vorstandsmitgliedern, den Gästen, den Sponsoren, den Gönnern und Helfern bedanken, die den Verein seit 66 Jahren am Leben erhalten.
Dreimohl Glehn – Alaaf